Belastung, Beeinträchtigung, Stress, psychische Erkrankung…?

Wir möchten versuchen, Ihnen einige der Begriffe, auf die Sie in diesem Kontext treffen und die oft synonym genutzt werden, ein wenig zu entwirren.

Psychische Gesundheit ist eine wesentliche Voraussetzung von Lebensqualität, Leistungsfähigkeit und sozialer Teilhabe.

(Robert Koch Institut)

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert den Begriff der psychischen Gesundheit als Zustand des Wohlbefindens, in dem der Einzelne seine Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv und fruchtbar arbeiten kann und imstande ist, etwas zu seiner Gemeinschaft beizutragen (WHO, 2011).

„Stress ist ein Muster spezifischer und unspezifischer Reaktionen eines Organismus auf Reizereignisse, die sein Gleichgewicht stören und seine Fähigkeiten zur Bewältigung strapazieren oder überschreiten.“

(Zimbardo, Philipp G. & Gerrig, Richard J., 1999, S. 370).

Stress kann also als Antwort des Körpers auf die an ihn gestellten Anforderungen verstanden werden. Die sogenannten „Stressoren“ sind alle äußeren und inneren Einflüsse, die Stress erzeugen können (Vgl. Zimbardo, Philipp G. &  Gerrig, Richard J., 1999, S. 370).

Es gibt unterschiedliche Theorien, die die Entstehung von Stress erläutern. Das Transaktionale Stressmodell nach Lazarus erklärt Stress als Wechselwirkung zwischen den erlebten Anforderungen einer Situation und den eigenen Ressourcen zur Bewältigung dieser. Hierbei ist die subjektive Einschätzung der Situation entscheidend für das Auftreten einer Stressreaktion. Sie entsteht, wenn man selbst die Situation als bedrohlich einschätzt und die eigenen Ressourcen zur Bewältigung nicht ausreichen. Sowohl die Einschätzung als auch die Ressourcen unterscheiden sich von Person zu Person. Das erklärt, warum nicht alle Personen, die in der gleichen Situation sind (z. B. Klausurvorbereitung) das gleiche Level an Stress empfinden (vgl. Lazarus & Folkman, 1984).

„Psychische Belastung ist die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn einwirken.“

(offizielle Definition nach der DIN EN ISO 10075-1 (1a)).

  • Einflüsse von außen können z. B. die Ansprüche des Studiums, die Lebenssituation, soziale Kontakte oder Konflikte sein. Die Einflüsse sind in der Lage, eine Reaktion des Organismus auszulösen.
  • Psychische Vorgänge finden in Ihrem Inneren statt und betreffen Ihr Denken, Wahrnehmen, Erinnern, Erleben, Empfinden und Verhalten
  • Psychische Belastung als „neutraler“ Begriff: Während Belastung im alltäglichen Gebrauch meist negativ aufgefasst wird, ist der sie in der Wissenschaft ein neutraler oder wertfreier Begriff und von der „psychischen Beanspruchung“ (s. u.) abzugrenzen

„Ist die unmittelbare (nicht langfristige) Auswirkung der psychischen Belastung im Individuum in Abhängigkeit von seinen jeweiligen überdauernden und augenblicklichen Voraussetzungen, einschließlich der individuellen Bewältigungsstrategien.“

(offizielle Definition nach der DIN EN ISO 10075-1 (1a)).

Psychische Beanspruchung ist also die Auswirkung von psychischer Belastung auf einen selbst. Sie kann positiv oder negativ ausfallen. Eine kurzfristige Beanspruchung kann anregend wirken und z. B. zum Aufwärmen oder Aktivieren beitragen. Übung und die Weiterentwicklung körperlicher und geistiger Fähigkeiten, Wohlbefinden und Gesunderhaltung sind mögliche langfristige Folgen einer anregenden Beanspruchung.

Wirkt sich eine kurzfristige Beanspruchung jedoch beeinträchtigend aus, kann dies u. a. zu Ermüdung und Stress führen. Psychosomatische Probleme, Ausgebrannt sein, Minderung der Leistungsfähigkeit und Lebensqualität sind mögliche langfristige Folgen einer beeinträchtigenden Beanspruchung.

Zusammenfassung: Psychische Belastungen (alle äußeren Einflüsse, auf die der Organismus reagiert) führen zu einer psychischen Beanspruchung. Diese kann sich entweder anregend oder beeinträchtigend auswirken.

Psychische Symptome können Anzeichen einer psychischen Beanspruchung sein. Sie sind die „äußeren“ Anzeichen einer psychischen Beanspruchung, an denen wir einen Handlungsbedarf objektiv feststellbar machen können.

In der Regel sind psychische Symptome wesentlich schwieriger zu beschreiben als körperliche Symptome, da sie subjektiv sind und objektiv schwerer zu erfassen sind. Sie können in schwierigen Lebensphasen (z. B. durch Trennungen oder private Konflikte, Probleme am Arbeitsplatz oder im Studium) entstehen und entwickeln sich häufig auch in Anpassung an eine veränderte, oftmals erschwerte Lebenssituation (z. B. infolge einer körperlichen Erkrankung). In welcher Form psychische Symptome auftreten ist vielfältig. Beispiele sind:

  • körperliche und seelischen Erschöpfung
  • gesteigerte Ermüdbarkeit
  • Schlafstörungen
  • gedrückte Stimmung
  • Ängste oder Unsicherheit
  • Überforderungserleben im Alltag
  • Verlust von Freude
  • sozialer Rückzug

„Jeder kennt Tage, an denen alles grau in grau erscheint oder Situationen in denen die Belastungen des Alltags zu Schlaflosigkeit und Unwohlsein führen. Diese „normalen“ Verstimmungen sind zu unterscheiden von psychischen Erkrankungen, die medizinisch- therapeutisch behandelt werden müssen.“

(Aktionsbündnis für seelische Gesundheit).

Ab wann psychische Probleme als psychische Erkrankung oder Störung definiert werden, ist nicht immer einfach zu erkennen. In Deutschland werden Diagnosen anhand der ICD-10 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) vergeben. Die ICD-10 ist eine von der WHO erarbeitete Einteilung anerkannter psychischer und körperlicher Erkrankungen.

Bei der diagnostischen Einteilung stehen vor allem Zeit, Anzahl und Intensität der Symptome im Vordergrund. Ein wichtiger Anhaltspunkt ist auch, inwiefern die betroffene Person in ihrem alltäglichen Leben von den psychischen Problemen eingeschränkt ist.

Zusammengefasst bedeutet es, dass psychische Probleme (wie sie jeder kennt) dann zu einer psychischen Erkrankung werden können, wenn:

  • die Probleme ungewöhnlich lange anhalten (die ICD-10 gibt für die verschiedenen Erkrankungen bestimmte Zeitkriterien vor)
  • eine bestimmte Anzahl von Symptomen vorliegt
  • die Intensität der Probleme hoch so ist, dass sie zu einem Leidensdruck bei der betroffenen Person führt und diese in Lebensqualität und Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist

Auch der Verlauf psychischer Probleme stellt einen wichtigen Anhaltspunkt dar. So können psychische Probleme als Reaktion auf ein belastendes Lebensereignis „normal“ sein. Wenn sich die Probleme jedoch nicht von alleine nach einiger Zeit verbessern, kann eine Überprüfung hilfreich sein.

Häufig schwirrt Betroffenen die mitunter schwierige Frage im Kopf herum „Habe ich etwas Schlimmes?“, „Brauche ich eine Psychotherapie?“ oder auch „Kann eine Psychotherapie mir helfen?“. Wichtige erste Informationen rund um das Thema Psychotherapie finden Sie in dieser Broschüre. Die Bundespsychotherapeutenkammer hat einige Fragen zusammengestellt, die einen bei der eigenen, ersten Selbsteinschätzung unterstützen können („Benötige ich eine Psychotherapie?“).

Es geht an dieser Stelle nicht darum, die Notwendigkeit einer Psychotherapie festzustellen. Vielmehr können Sie die folgenden Fragen für sich durchgehen, um sie zur Selbstreflexion oder in einem nächsten Schritt als Grundlage für ein persönliches Beratungsgespräch zu nutzen.

  • So kenne ich mich nicht! Fühle ich mich anders als sonst?
  • Beunruhigt mich diese Veränderung?
  • Gibt es eine Erklärung für die Veränderung?
  • Reicht diese nicht aus, um die Dauer und Heftigkeit der Beschwerden zu begründen?
  • Kann ich meine tägliche Arbeit nur noch mit Mühe verrichten?
  • Mache ich mir immer Sorgen und habe ich viel Angst?
  • Leide ich unter körperlichen Beschwerden?
  • Ist mein Schlaf gestört, schlafe ich zu wenig oder zu viel?
  • Fühle ich mich oft aggressiv, hasserfüllt, gereizt oder bin ich sehr intolerant?
  • Bin ich oft krankgeschrieben?
  • Habe ich Selbstmordgedanken?
  • Habe ich kaum noch Menschen, mit denen ich über meine Probleme sprechen kann?
  • Helfen Gespräche mit Freunden nicht mehr?
  • Fällt die Veränderung auch anderen deutlich auf?
  • Ist das schon länger als drei Monate so?
  • Ist mir das alles egal?

(Quelle: https://www.bptk.de/wp-content/uploads/2019/09/bptk_patientenbroschuere_wegezurpsychotherapie_web-09-2019.pdf)

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